Aktuelles

In dieser Rubrik finden Sie Mitteilungen der Günther Anders-Gesellschaft

 

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Tagung zu Hans Jonas in Freiburg

Am 12./13. Mai findet an der Universität bzw. der Katholischen Akademie Freiburg eine von unserem Vorstandsmitglied Christian Dries mitorganisierte Tagung anlässlich des 120. Geburtstags von Hans Jonas statt - neben Günther Anders, mit dem er ein Leben lang eng befreundet war, einer der profiliertesten Denker technogener Krisen und menschengemachter Apokalypsen. Seine über 40 Jahre alten, radikalen Überlegungen zu globaler Verantwortung und Fernstenethik muten heute wie eine Flaschenpost aus der Zukunft an. Die Tagung verfolgt daher das Ziel, den Aktualitätsgehalt des Jonas’schen Denkens zu prüfen und gemeinsam mit Jonas über Jonaus hinauszudenken - mit Gästen nicht nur aus der Wissenschaft, sondern auch aus der Kunst und der Klimabewegung.

Hier das Programm der Tagung und hier geht es zur Anmeldung (Präsenz und online).

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Tagung / Workshop, Anders-Gesellschaft Christian Dries Tagung / Workshop, Anders-Gesellschaft Christian Dries

Anmeldung zur Tagung »The plasticity of emotions«

Ende Juni findet die internationale Tagung zur Plastizität der Gefühle bei Günther Anders an der Universität Kopenhagen statt. Das vollständige Programm findet sich hier. Die Tagung ist öffentlich, Interessierte können sich beim Gastgeber Alexander Knopf unter alexander.knopf@hum.ku.dk anmelden und werden dann über eine Mailingliste auf dem Laufenden gehalten.
(Für den Aufenthalt in Kopenhagen empfiehlt sich das zentral gelegene Wakeup Hotel in der Bernstorffsgade oder das direkt am Bahnhof befindliche Copenhagen Plaza.)

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Tagung / Workshop, Video, Anders-Gesellschaft Christian Dries Tagung / Workshop, Video, Anders-Gesellschaft Christian Dries

Vorträge der Günther Anders-Tagung 2022 auf Video

Alle Vorträge und die Podiumsdiskussion der Günther Anders-Tagung vom 20./21. Mai 2022 an der Katholischen Akademie Freiburg sind online:

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Tagung zu Günther Anders in Freiburg

Die ursprünglich für 2020 geplante Tagung hatte sich das 40-jährige Jubiläum der Veröffentlichung des zweiten Bands der Antiquiertheit des Menschen zum Anlass genommen. Corona-bedingt wurde sie auf 2022 verlegt - das Jahr, in dem Günther Anders 120 Jahre alt geworden wäre und in dem sich sein Todestag zum 30. Mal jährt.

Das unkonventionelle Denken dieses Philosophen, das sich an bis dato kaum philosophiewürdigen Gegenständen wie Fernsehapparaten, Computern und der Atombombe entzündete, will sie zum Ausgangspunkt nehmen, um neu gestellte Zukunftsfragen der Menschheit zu diskutieren. Von Günther Anders geprägte Denkfiguren wie die »prometheische Scham« oder die »Apokalypseblindheit« haben das Verhältnis von Mensch und Technik in den Zeitaltern der ersten drei industriellen Revolutionen neu lesbar gemacht und ihn zur Diagnose der Antiquiertheit des Menschen geführt: Zwischen dem, was der Mensch sich vorstellen, und dem, waser herstellen kann, wächst ein Gefälle, das dafür sorgt, dass der Mensch zunehmend rückständiger wird gegenüber seinen immer komplexeren und perfekteren technischen Umwelten. In seinen eindringlichen und an ein breites Publikum gerichteten Texten verfolgte Anders einen anthropologischen Ansatz, dessen innovative Pointe die Umkehrung der klassischen Verhältnisbestimmung von Mensch und Technik ist: Nicht mehr »Was macht der Mensch mit der Technik?«, sondern »Was machen die Geräte und Apparate mit uns, ihren Erfindern?«, lautet seine Frage, die sich der Erfahrung einer zunehmenden Zerstörung der Humanität stellt. Die Selbstverkleinerung des Menschen angesichts einer immer kunstvolleren und mächtigeren Technik führt Anders zufolge perspektivisch in die Selbstvernichtung.

Nur 40 Jahre später, im Zeitalter der 4. Industriellen Revolution, erscheinen die Analysen von Günther Anders hellsichtiger denn je. Wir wollen mit dieser Tagung das Potential seines radikalen Denkens für die Gegenwart ausloten. Dafür stellen wir zwei Schlüsseltechnologien ins Zentrum der Auseinandersetzung: Human Enhancement (durch Gentechnik, synthetische Biologie und Neuro-Enhancement) und Künstliche Intelligenz. Beide Technologien sind dabei, das Verhältnis von Mensch und Welt fundamental zu verändern und in entscheidender Weise zu bestimmen, wer und wie wir zukünftig sind.

Mitwirkende:

  • PD Dr. Bernd Bösel (Europäische Medienwissenschaft, Potsdam)

  • PD Dr. Joachim Boldt (Ethik und Geschichte der Medizin, Freiburg)

  • Dipl. Pol. Christopher Coenen, (KIT, Karlsruhe)

  • Dr. Christian Dries (Soziologie, Internationale Günther-Anders-Gesellschaft, Freiburg)

  • Prof. Dr. Martina Heßler (Technikgeschichte, Darmstadt)

  • Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann (Philosophie, Wien & Vorstand der internationalen Günther-Anders-Gesellschaft)

  • Prof. Dr. Alfred Nordmann (Wissenschafts- und Technikphilosophie, Darmstadt)

  • Anna-Verena Nosthoff (Politik, Wien)

  • Felix Maschewski (Neuere Deutsche Literatur, Berlin)

  • Prof. Dr. Roberto Simanowski (Literatur- und Medienwissenschaften, Berlin/Rio de Janeiro)

  • Prof. Dr. Andreas Urs Sommer (Philosophie, Freiburg)

Programmflyer als PDF

Die Teilnahme an der gesamten Präsenzveranstaltung ist nur nach vorheriger Anmeldung möglich, eine Online-Teilnahme an den Vorträge mit vorheriger Anmeldung bis 1 Stunde vor Tagungsbeginn. Der Zugangslink wird per Mail zugesandt.

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Tagung / Workshop Christian Dries Tagung / Workshop Christian Dries

Panel zu Anders auf der nächsten GSA-Jahrestagung in Portland, 3. bis 6. Oktober 2019

Auf der 43. Jahrestagung der German Studies Association in Portland, Oregon, findet am Sonntag, den 6. Oktober 2019 ein Panel zu Günther Anders unter dem Titel „Philosophy before Hiroshima: Günther Anders on Labor, History, and Experience of Exile“ mit Vorträgen von Max Beck, Anna Pollmann und Jason Dawsey statt (nähere Angaben siehe Programm, S. 189f.).

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Günther Anders-Workshop mit Christian Dries und Christopher Müller

Am Freitag, den 19.07.2019 findet im Hörsaal 1132 der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ein Günther Anders-Workshop mit Christian Dries (Freiburg) und Christopher J. Müller (Sydney) statt. Gelesen und diskutriert werden Texte von Günther Anders und Christopher Müller.Um Voranmeldung per E-Mail an christian.dries@soziologie.uni-freiburg.de wird gebeten.

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Call for Papers, Tagung / Workshop Christian Dries Call for Papers, Tagung / Workshop Christian Dries

Call for Papers zur Tagung "Technik - Macht - Gewalt. Günther Anders und die Politik/das Politische"

Interdisziplinäre Tagung, 16.-18. November 2017, Universität FreiburgVeranstalter: Dr. Christian Dries (Institut für Soziologie, Freiburg), Prof. Dr. Oliver Marchart (Institut für Politikwissenschaft, Wien)Schon länger besteht der Verdacht, dass die zentrale Frage nach der Rolle der Technik in der Moderne sich nicht auf das Problem von richtigem und falschem Gebrauch reduzieren lässt. Eine radikale Position nimmt in dieser Hinsicht Günther Anders (1902-1992) ein. Früh äußerte er die Befürchtung, die moderne Technik sei nicht mehr durch kontrollierte Verwendung zu domestizieren und verwandele den Menschen sukzessive in ein antiquiertes Geschöpf. Zu steil jedoch erschien in der fortschrittsoptimistischen Nachkriegszeit seine These, mit der Erfindung der Maschine werde die Technik zur alles dominierenden gesellschaftlichen und politischen Macht, zum „Subjekt der Geschichte“.Inzwischen vernimmt man den Namen Anders zwar wieder häufiger, vor allem in der Technik- und Medientheorie. Unterbelichtet aber blieb dabei bisher der Aspekt des Politischen/der Politik. Dem will die interdisziplinäre wissenschaftliche Tagung mit dem Titel Technik – Macht – Gewalt nachgehen. Gesucht sind Beiträge, die sich dezidiert mit Günther Andersʼ Politikverständnis, seiner Vorstellung von Macht, Herrschaft und Entfremdung im „Weltzustand Technik“, dem spezifischen Subjektcharakter der Technik (und ihrem Verhältnis zur ökonomischen Sphäre), aber auch Andersʼ Überlegungen zu unterschiedlichen Protestformen und seinem Aufruf zum gewalttätigen Widerstand gegen die Atomwirtschaft auseinandersetzen.Wie bestimmt Anders den Ort des Politischen (etwa im Unterschied zu Hannah Arendt oder den Ansätzen Jean-Luc Nancys, Jacques Rancières, Chantal Mouffes, Ernesto Laclaus u.a.)? Welche Politik verfolgt die Technik? Welche Matrizen prägen welche Subjekte – oder vereiteln die technologischen Dispositive in der andauernden Epoche der Antiquiertheit des Menschen letztlich die „Wiederzusammensetzung eines neuen Subjekts“ (Giorgio Agamben)? Kann man in der atomaren „Endzeit“ noch politisch handeln (und wenn ja: in welchen Formen und Grenzen)? Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang Andersʼ frühe postfundamentalistische Anthropologie der Weltfremdheit, die in den Aufruf mündet, ‚in die Praxis zu desertieren‘? Wo lässt sich das Andersʼsche Technikverständnis und seine Idee des Politischen an jüngere Debatten über die Agency der Technik, das Konzept der Akteur-Netzwerk-Theorie oder die Ökologie der Medien anschließen? Nicht zuletzt steht die Frage im Raum, inwiefern sich der bisweilen als konservativer Kulturkritiker abgestempelte abtrünnige Heidegger-Schüler in die linksheideggerianische Tradition politischen Denkens einordnen und für gegenwärtige – nicht nur technikphilosophische, sondern auch politiktheoretische – Debatten fruchtbar machen lässt.Abstracts (ca.  2.000 Zeichen) für Vorträge zu diesen und verwandten Themen – auf Deutsch und Englisch – bitte mit Arbeitstitel und Kontaktdaten bis zum 28. Februar 2017 als PDF per Mail an:Dr. Christian DriesE-Mail: christian.dries@soziologie.uni-freiburg.de sowie Prof. Dr. Oliver Marchartpolitische.theorie@univie.ac.at

Call for Papers als PDF.

Call for Papers (Englisch) als PDF.

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Tagung / Workshop Kerstin Putz Tagung / Workshop Kerstin Putz

Tagungsbericht: 'Schreiben für übermorgen'. Forschungen zu Werk und Nachlass von Günther Anders (Wien, 28.-29.11.2014)

Im Rahmen des FWF-Projekts „Günther Anders: Erschließung und Kontextualisierung ausgewählter Schriften aus dem Nachlass“ fand von 28. bis 29. November 2014 am Wiener Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK) die internationale Tagung „‚Schreiben für übermorgen‘. Forschungen zu Werk und Nachlass von Günther Anders“ statt. Unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann (Universität Wien, Institut für Philosophie) und Priv.-Doz. Dir. Dr. Bernhard Fetz (Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek) wurde die Konferenz von den beiden wissenschaftlichen ProjektmitarbeiterInnen Reinhard Ellensohn (Universität Wien, Institut für Philosophie) und Kerstin Putz (Literaturarchiv der ÖNB) konzipiert und gemeinsam mit dem Team des IWK organisiert.Die Veranstaltung richtete sich vor allem an Nachwuchs-WissenschaftlerInnen, die zu Günther Anders und dessen nachgelassenen Schriften forschen oder den Anders-Nachlass als Forschungsquelle für verwandte Projekte nutzen. Die Konferenz-Panels umfassten die drei Themenbereiche „Technikphilosophie“, „Geschichtsphilosophie“ und „Literatur – Anthropologie – Musik“.Nach der Begrüßung durch Konrad Paul Liessmann und Bernhard Fetz stellten zunächst Kerstin Putz und Reinhard Ellensohn die Ergebnisse ihres Forschungsprojekts, die geplanten Editionen aus dem Nachlass und einzelne Perspektiven der Forschung rund um den Nachlass von Gunther Anders vor. Danach führten sie in das Tagungsmotto „Schreiben für übermorgen“ ein: Seine Arbeiten aus den Exiljahren bezeichnete Günther Anders einmal als „Texte für übermorgen“, die er – wie viele exilierte europäische bzw. deutsch-jüdische Intellektuelle – an ein postnazistisches Deutschland richtete, in das man hoffte alsbald wieder zurückkehren zu können. Viele dieser Arbeiten blieben, ob der mangelnden Publikationsmöglichkeiten und der fehlenden intellektuellen Infrastruktur, unveröffentlicht und befinden sich – vielfach bis heute unpubliziert – im Nachlass am Literaturarchiv der ÖNB.Nach dieser thematischen Einführung zeichnete Christian Dries die Entwicklung der Anders-Forschung von den 1980er und frühen 1990er Jahren bis in die Gegenwart nach. Nach einer ersten Phase, in der die Forschung im Wesentlichen um eine (zum Teil streng affirmative, werkimmanente) Nachzeichnung von Anders’ Thesen bemüht war, sei es heute mehr denn je an der Zeit, Anders’ Positionen in rezente Diskurse einzubringen, sie in kritischer Auseinandersetzung für aktuelle Theoriebildungen in verschiedenen Disziplinen nutzbar zu machen. Eine solche Ausdifferenzierung der Anders-Forschung ließ sich sicherlich an den darauf folgenden Tagungsbeiträgen beobachten.Im ersten Konferenz-Panel zur Technikphilosophie referierten zunächst Natascia Mattucci und Jason Dawsey, danach Timo Kaerlein und Christopher John Müller.Natascia Mattucci zeichnete in ihrem Vortrag die Anders’sche Technikkritik und deren Leitmotiv der Diskrepanz nach – auch vor der Folie von Hannah Arendts Unterscheidung der Vita Activa in Arbeiten, Herstellen, Handeln, sowie deren Überlegungen zur Kategorie des Bösen. Im Anschluss daran fragte Mattucci nach den moralischen und handlungstheoretischen Konsequenzen einer technisierten Welt, in der Menschen „ihre“ Technik nicht aktiv nutzten, sondern umgekehrt zum Instrument dieser Technik geworden seien: Angesichts der Diskrepanz zwischen (automatisierter) Arbeit und den Möglichkeiten autonomen (politischen) Handelns, sowie der katastrophalen Folgen ebenjener Diskrepanz, sei eine „ethics of the technological era“ zu formulieren.Jason Dawsey sprach unter dem Titel „’Earth’s Encounter with Itself’: Günther Anders’ Der Blick vom Mond and the Formation of a Planetary Consciousness“ über eine von der Forschung tendenziell wenig rezipierte Veröffentlichung von Anders, in der er den Blick auf die Erde, das Ansichtig-Werden der „blue marble“, als das genuin Neue und Entscheidende der Weltraumflüge herausstellte. Dawsey stellte Anders’ Beobachtungen zur Raumfahrt zunächst in den Kontext ihrer Zeit (Blumenberg, Adorno, Bloch u.a.), um im Anschluss vor allem die historischen Zusammenhänge militärischer und ziviler Weltraumforschung und den damit verbundenen Technologietransfer aus NS-Deutschland in die USA (am Beispiel Wernher von Brauns und dessen problematischer Rehabilitierung) zu umreißen.Timo Kaerlein sprach über Anders’ Aktualität im Kontext medienökologischer Diskurse, u.a. mit Rekurs auf den Medienphilosophen Erich Hörl. Kaerlein akzentuierte ein durch die „technische Transzendentalisierung“ verändertes Subjekt-Objekt-Verhältnis und die damit verbundene Notwendigkeit einer Kritik der Technik. Anhand Anders’ unveröffentlichtem Text aus dem Nachlass „Der Traum der Maschinen. Briefe an Powers“ (LIT/ÖLA 237/04) lieferte Kaerlein eine Auseinandersetzung mit dessen Konzept einer „Apparate-Welt“ (und ihrer kybernetischen Implikationen). Entfaltet wurde dabei schließlich auch der Begriff der „Situation“ – und zwar als jener Konstellation, deren Komplexität von technischen Apparaturen nicht eingeholt werden könne.Christopher John Müller referierte – Bezug nehmend auf Siegried Kracauers Buch „Die Angestellten“ (im Englischen als „The Salaried Masses“ erschienen) – über den Wandel von Arbeitswelten angesichts digitaler Technologien und erinnerte dabei etwa an die bereits von Anders diagnostizierte oligarchische Tendenz von Technik und deren immanente Neigung, Gewissen durch Gewissenhaftigkeit zu ersetzen. Von einer „smarten“ Technik, die es unseren Geräten ermögliche „human cognitive functions“ nachzuahmen, bis hin zu jenem Online-Content, den wir – als „unsalaried masses“ – ohne Entlohnung selbst permanent produzierten, ging Müllers Vortrag auf zahlreiche rezente Fragen einer Theorie technisierter, digitalisierter Arbeitswelten ein.Im Nachmittags-Panel Geschichtsphilosophie referierten Laurin Mackowitz und Julia Grillmayr. (Ann-Kathrin Pollmann und David Michaelis hatten ihre Teilnahme leider abgesagt.)In seinem anregenden Vortrag äußerte sich Laurin Mackowitz – u.a. mit Rekurs auf Walter Benjamin und Albert Camus – kritisch über Anders’ radikalen geschichtsphilosophischen Pessimismus, dessen Begriff der „Apokalypseblindheit“ und dessen Kritik jedweden „Hoffens“. Die intensiv und durchaus kontroversiell geführte Diskussion dieses Beitrags stellte einmal mehr die Radikalität des Anders'schen Pessimismus, als auch die Schwierigkeiten an diesen produktiv anzuschließen vor Augen.Julia Grillmayr zeichnete in ihrem Beitrag die Anders-Rezeption im zeitgenössischen französischen catastrophisme éclairé, insbesondere des französischen Philosophen Jean-Pierre Dupuy, nach. Sie entfaltete dabei den rezenten französischen Diskurs über die Apokalypse als einen – im etymologischen Sinn des Wortes – der „révélation“. Inwiefern ein solches apokalyptisches Denken aus der Perspektive des Futur II „nach dem Ende der Welt“ (Michaël Foessel) einen hedonistischen Umgang mit dem Katastrophischen ermögliche, wurde anschließend rege diskutiert.Abends luden die VeranstalterInnen zur Präsentation des neu erschienen Forschungsbandes „The Life and Work of Günther Anders. Émigré, Iconoclast, Philosopher, Man of Letters“ (hg. v. Günter Bischof, Jason Dawsey, Bernhard Fetz; Studienverlag 2014) im Wiener TopKino. Bernhard Fetz und Jason Dawsey führten in den Band ein. Danach fand eine Filmvorführung von Zlatko Valentic und Christian Dries mit anschließender Diskussion und Umtrunk in der TopKino-Bar statt.Am zweiten Konferenztag, dem 29. November, referierten Maria Pia Paternò und Micaela Latini sowie Camilla Passigli und Christina Nurawar Sani im Rahmen des Panels Anthropologie – Literatur – Musik.Maria Pia Paternò sprach über die Verbindungen zwischen Philosophieren und Erzählen bei Anders, wobei sie zunächst Anders’ Überlegungen zur Anthropologie in einer historischen Linie von Leopardi über Nietzsche, Scheler und Gehlen kontextualisierte, um schließlich vor allem auf die „Konkretheit“ der Anders’schen Theorie, auf deren Forderung nach der Kultivierung einer moralischen Phantasie zu rekurrieren: Literatur und die Künste im Allgemeinen seien mit Anders als konkrete Mittel zur Herausbildung einer solchen Phantasie gefordert (Paternò sprach in diesem Zusammenhang von einer „Literatur der Anteilnahme“). Mit Adriana Cavareros Theorie der Narration schließlich lieferte Paternò Anstöße zu einer weiterführenden Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Erzählen auf der einen, philosophischer Theoriebildung auf der anderen Seite.Unter dem Titel „Letzte Bilder: Günther Anders und die Literatur“ sprach Micaela Latini u.a. über die Motive des Unheimlichen und der Unbehaustheit, die in Anders’ Aufsätzen zur Literatur eine zentrale Rolle spielen. Vor allem in Anders’ Essays über Kafka und Döblin wird dies schlagend. Anders’ eigenes, produktives Changieren zwischen Literatur und Philosophie, mithin seine Weigerung  zwischen den beiden Aussagemodi zu wählen, illustrierte Latini u.a. anhand einer bemerkenswerten Stelle aus einem Brief an Thomas Mann, in dem Anders mitteilt, dass er auf jenen (für sich) „günstigen Augenblick“ warte, in dem sich die Differenz zwischen Literatur und Philosophie „neutralisiert“ habe.Camilla Passigli und Christina Nurawar Sani referierten beide zur frühen Musikphilosophie von Anders und fokussierten dabei vor allem auf den Begriff des „Nicht-in-der-Welt-seins“, mit dem Anders die musikalische Situation charakterisierte. Camilla Passigli verwies auf Parallelen zur frühen Anthropologie von Anders und interpretierte das musikalische „Nicht-in-der-Welt-sein“ im Hinblick auf die „Weltfremdheit“ des Menschen. Die ekstatische Dimension der Musik und die Rolle der Säkularisierung für diese Form der Musikrezeption bzw. -interpretation wurden in diesem Zusammenhang erörtert.Christina Nurawar-Sani deutete die musikalische Situation vor der Folie von Heideggers Existentialontologie und Anders’ früher Anthropologie als eine spezifische Form des „Nicht-in-der-Welt-seins“ innerhalb des „In-der-Welt-seins“. Dieses gleichsam zweite „Nicht-in-der-Welt-sein“, nachdem der Mensch aposteriori zur Welt gekommenen ist und längst in einem konkreten Weltbezug lebt, lässt diesen Weltbezug erst wieder ausdrücklich werden. Schließlich verwies Nurawar-Sani auch auf einige interessante Parallelen zwischen Anders’ Musikphänomenologie und der hermeneutischen Ästhetik von Martin Seel.Die zweitägige Konferenz bot allen TeilnehmerInnen die Gelegenheit zum Austausch und zur Vernetzung mit KollegInnen, die zu Anders forschen. Die Tagungsbeiträge und die intensiven Diskussionen, in die sich auch die interessierten BesucherInnen aus dem Publikum intensiv einbrachten, zeigten die Vielfalt und das Potential neuer Forschungsansätze rund um Werk und Nachlass von Günther Anders.Ein gemeinsames Essen in geselliger Atmosphäre ließ die Tagung schließlich ausklingen. 

Kerstin Putz, Reinhard Ellensohn

Dezember 2014

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Tagung / Workshop, Video Christian Dries Tagung / Workshop, Video Christian Dries

Günther Anders im Top Kino (Wien) - Buchpräsentation The Life and Work of Günther Anders

Am Freitag, den 28. November 2014, 18:00 Uhr, wird im Wiener Top Kino das Interview von Zlatko Valentic mit Christian Dries zur Anthropologie von Günther Anders gezeigt - im Anschluss Diskussion mit Christian Dries. Zuvor findet eine Buchpräsentation statt: The Life and Work of Günther Anders. Émigré, Iconoclast, Philosopher, Man of Letters, hrsg. von Günter Bischof, Jason Dawsey und Bernhard Fetz.

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